Der Große Tümmler (Tursiops truncatus) ist der bekannteste der ca. 80
Wal- und Delfinarten. Anders als die bis zu 30 Meter großen Bartenwale zählt der
Große Tümmler zu den kleineren Zahnwahlen, der je nach Herkunftsgebiet etwa
zwischen 2 und 4 m groß wird. Hierbei erreicht der Große Tümmler ein Gewicht
von ca. 200 bis über 600 kg.
Der Große Tümmler ist einheitlich hellgrau gefärbt mit einer helleren Körperunterseite.
Charakteristisch ist die kurze, rundliche Schnauze, die eine bauchige Flaschenform
aufweist, weshalb der Große Tümmler im englischen Sprachgebrauch „Bottlenose Dolphin“
heißt (=Flaschennasen-Delfin).
Wie alle Delfine, so sind auch die Großen Tümmler perfekt an das Leben im Wasser
angepasste Säugetiere, die nur zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen müssen.
Sie haben einen lang gestreckten und stromlinienförmigen Körper, der nahezu ohne
Widerstand durch das Wasser gleitet. Auch die hoch spezialisierte Haut der Delfine
dient dazu, dass das Wasser fast reibungslos und ohne Verwirbelungen am Körper
entlang fließt. Somit erreicht der Große Tümmler mit nur wenig Energieverbrauch
eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 30 km/h.
Schwanzflosse
Die Schwanzflosse, auch Fluke genannt, dient den Delfinen als Antrieb. Mit kräftigen
Auf- und Abwärtsbewegungen treibt der Delfin seinen Körper vorwärts, anders als bei
den Fischen, deren Schwanzflosse senkrecht steht und seitwärts bewegt wird. Die
Fluke der Delfine besteht ausschließlich aus Bindegewebe und enthält keinerlei Knochen.
Rückenflosse
Auch die Rückenflosse der Delfine, die als Finne bezeichnet wird, besteht ebenfalls
nur aus Bindegewebe. Die Finne sitzt fest auf dem Rücken der Delfine und kann nicht
bewegt werden. Sie dient, ähnlich wie das Schwert bei Booten und Schiffen, zur
Stabilisierung beim Schwimmen.
Brustflossen
Die paarigen Brustflossen der Delfine nennt man Flipper. Sie sind zu Flossen umgewandelte
Vordergliedmaße, in denen man noch die typischen Merkmale von Hand und Arm eines
Wirbeltieres erkennen kann. Sogar die einzelnen Fingerknochen sind noch vorhanden.
Allerdings sind all diese Knochen fest miteinander verwachsen und anders als bei
einer Hand nicht mehr beweglich, so dass ein paddelähnlicher Flipper entstanden
ist. Nur am Schultergelenk können die Flipper bewegt werden und dienen dem Delfin
somit zum Steuern unter Wasser.
Fettgewebe
Um im kalten Wasser zu überleben, besitzen Delfine ein mehrere Zentimeter dickes
Fettgewebe, das den Körper wärmend umhüllt. Dieser sogenannte Blubber schützt
einerseits vor Wärmeverlust und kann andererseits als wertvolle Energiereserve
dienen. Der Blubber ist vornehmlich am Rumpf der Delfine gegeben, während die
Flossen nur spärlich mit Fettgewebe überzogen sind. In den Flossen liegen die
Blutgefäße in einem engen Netz von Arterien und Venen unmittelbar unter der
Hautoberfläche. Hier findet der Wärmeaustausch des Körpers statt, in dem das kalte
Wasser das Blut in den Flossen kühlt, das anschließend in den übrigen Körper gepumpt
wird, um ein Überhitzen des dick mit Blubber eingepackten Delfins zu verhindern.
Zähne
Die Schnauze des Tümmlers ist zu einem langen Schnabel ausgezogen. In jeder
Kieferhälfte befinden sich 20-26 konisch geformte und spitze Zähnen. Die Zähne
dienen ausschließlich zum Festhalten der glitschigen Fischbeute, die unzerkaut
herunter geschluckt wird. Allerlei Meeresfische und Tintenfische zählen zur
Beute der Delfine.
Nase
Oben auf dem Kopf der Delfine befindet sich das sogenannte Atem- oder Blasloch,
die Nase. Anders als bei den meisten Säugetieren, die die Nase in der Gesichtsmitte
tragen, ist die Nasenöffnung bei den Delfinen auf die Kopfplatte gewandert. Dieses
ermöglicht ein schnelles Ein- und Ausatmen, wenn die Delfine zum Luft holen an die
Wasseroberfläche kommen. Beim Tauchgang können die Delfine die Nasenöffnung
verschließen, so dass kein Wasser in die Nase und die Lungen eindringt. Über
das Maul atmen können Delfine nicht.
Luft holen müssen Delfine regelmäßig, denn anders als die Fische, die über ihre
Kiemen den nötigen Sauerstoff aus dem Wasser entnehmen, besitzen Delfine Lungen,
und müssen somit an die Wasseroberfläche, um Luft zu atmen. Bei jedem der sehr
kräftigen Atemzüge tauschen die Delfine ca. 80% des Luftvolumens ihrer Lungen
aus. Bei Landsäugetieren liegt dieser Wert lediglich bei 15%. Darüber hinaus können
Delfine der eingeatmeten Luft viel mehr Sauerstoff entziehen, als Landsäugetiere.
Beim kräftigen Ausatmen, wird Wasser, das sich beim Tauchen auf dem Blasloch
angesammelt hat, nach oben gespritzt. Dies ist der insbesondere bei den großen
Walarten oft meterhohe Blas, der häufig und fälschlicherweise derart gedeutet
wird, dass dieses Wasser direkt aus dem Blasloch käme. Tatsächlich ist dieses
lediglich das Wasser, das auf dem Blasloch liegt und beim kräftigen Ausatmen weit
nach oben gespritzt wird.
Große Tümmler können viele Minuten unter Wasser bleiben, obschon die gewöhnliche
Tauchdauer nur bei etwa 30 Sekunden liegt. Delfine können nicht nur lange unter
Wasser bleiben, sondern auch tief tauchen. Die in den Delfinarien der Welt gehaltenen
Großen Tümmler stammen jedoch von den flachen, zumeist nur wenige Meter tiefen
Küstengewässern, wo ein tiefes Tauchen nicht möglich ist. Neben der Küstenform
der Großen Tümmler gibt es allerdings auch Delfine, die abseits der Küsten im
offenen Meer leben und dort Tauchtiefen bis zu 400 m erreichen können. Hierzu
sind einige wichtige körperliche Voraussetzungen notwendig, denn in solch einer
Tiefe ist ein enormer Druck gegeben, dem ein menschlicher Körper nicht standhalten
könnte. Delfine können etwa 80% des eingeatmeten Sauerstoffs anstatt in den Lungen
zu speichern an ihr Muskelgewebe binden, um hiermit genügend Sauerstoff für einen
langen Tauchgang zur Verfügung zu haben. Die Tiere haben beim Tauchen somit nur
sehr wenig Luft in den Lungen, so dass die Lungen beim Tieftauchen fast vollständig
zusammengedrückt werden können, ohne hierbei jedoch Schaden zu nehmen. Die übrigen
Organe hingegen sind reich an Wasser und öligen Flüssigkeiten und können dem Druck
gut standhalten. Darüber hinaus haben alle Blutgefäße dicke muskulöse Wände, so
dass selbst durch den enormen Druck von Außen auch der Blutkreislauf nicht
beeinträchtigt wird.
Der Geruchssinn hat bei den Delfinen an Bedeutung verloren. Sie besitzen keine
Riechepithele. Delfine öffnen ihre Nasenlöcher ohnehin nur dann, wenn sie zum
Luftholen an die Wasseroberfläche kommen. Das Atemholen erfolgt in Sekundenschnelle,
so dass ein Riechen hierbei nur sehr eingeschränkt gegeben sein kann.
Delfine besitzen keine Stimmbänder. Stattdessen nutzen Delfine die Stimmlippen
im Nasengang, um die lauten Kreisch-, Pfeif- und Zwitschertöne zu erzeugen, die
nicht aus dem Maul sondern aus dem Blasloch kommen. Jeder Delfin hat seinen
eigenen Identifikations-Pfeifton, der aus einer Reihe von Tönen besteht. Diese
sind auch für die Menschen zu hören und liegen in einem Frequenzbereich von etwa
500 Hz bis 16 kHz. Delfine können aber auch Ultraschalltöne erzeugen, die für den
Menschen nicht wahrzunehmen sind.
Auge
Delfine können nicht nur unter Wasser, sondern auch außerhalb des Wassers gut sehen.
Hierfür bedarf es einiger Anpassungen im Auge. So besitzen Delfine eine elastische
Linse und haben kräftige Muskeln rund um die Augen. Anders als bei uns Menschen
können Delfine hierdurch die Form der Linse verändern, was ihnen eine Scharfstellung
der Augen im Wasser als auch an der Luft ermöglicht. Zudem hat das Delfinauge eine
sehr große Pupille, die bei starker Sonneneinstrahlung an der Wasseroberfläche zu
einem kleinen Schlitz geschlossenen werden kann, in den dunklen Tiefen der Meere
jedoch weit geöffnet wird, um auch bei wenig Licht gut sehen zu können.
Gehör
Delfine besitzen ein sehr hoch entwickeltes Gehör. Sie können in einen Frequenzbereich
von etwa 100 Hz bis 200 kHz hören, während der Mensch lediglich im Frequenzbereich
von etwa 20 Hz bis 20 kHz Geräusche wahrzunehmen vermag. Die einzelnen Knöchelchen
im Gehörgang der Delfine können unabhängig von den restlichen Schädelknochen schwingen,
was ein ausgeprägtes Richtungshören unter Wasser ermöglicht. Im Zuge der Stromlinienbildung
des Körpers der Delfine haben sich die Ohrmuscheln ganz zurückgebildet. Der äußere
Gehörgang ist nur als winzige Öffnung hinter dem Auge sichtbar und fast vollkommen
verschlossen. Schallfrequenzen gelangen hierbei nicht nur über das Ohr, sondern
auch durch die Haut und spezielle Fettkanäle im Unterkiefer zum Innenohr, wodurch
ein sehr gutes Hören gegeben ist.
Haut
Während die Menschen vornehmlich mit den Fingern tasten, übernimmt bei den Delfinen
die hoch spezialisierte Haut die Aufgabe des Tastsinns. Die Haut enthält ein System
miteinander verbundener eingekapselter Nervenenden. An empfindlichen Stellen des
Körpers, wie z.B. an der Schnauze, befinden sich mehr Nervenzellen als an weniger
empfindlichen Bereichen. So berühren Delfine unbekannte Gegenstände mit der Spitze
des Unterkiefers, um diese Objekte zu ertasten. Auch um das Blasloch herum befinden
sich besonders viele Nervenenden. Diese fühlen die Druckveränderungen an der
Wasseroberfläche, so dass der Delfin beim Auftauchen erkennt, wann das Blasloch
an der Luft ist und geöffnet werden kann.
Sonar
Neben einem hervorragend ausgebildeten Gehör besitzen Delfine ein auf Schall beruhendes
Sinnesorgan, das so genanntes Sonarsystem, das in ähnlicher Form z.B. auch bei
Fledermäusen gegeben ist. Das Sonarsystem dient dazu, sich im Dunkeln oder über
große Distanzen zu orientieren. Da der Schall sich im Wasser sehr viel schneller
und intensiver ausbreitet, als an der Luft, ist eine Orientierung mit Hilfe des
Gehörsinns unter Wasser besonders vorteilhaft. Das Sonarsystem beruht auf der
Aussendung und dem Empfangen von hochfrequenten Tönen. Der Delfin entsendet im
Ultraschallbereich sogenannte Klicks. Die Schallwellen dieser Klicks werden
ähnlich einem Echo von Objekten reflektiert. Der Delfin empfängt diese reflektierenden
Ultraschallwellen und kann sich hieraus ein Bild seiner Umgebung oder eines
Objektes machen oder die Entfernung des Objektes bestimmen. Die Reichweite des
Sonars liegt bei etwa 100 Metern. Darüber hinaus kann der Delfin das Sonar auch
im Nahbereich nutzen, um die Oberflächenbeschaffenheit von Objekten oder andere
Detailinformationen zu bestimmen. Das Sonar der Delfine funktioniert ausschließlich
unter Wasser und diente als Vorbild für das Echoortungssystem moderner U-Boote
und Schiffe.
Geschlechtsmerkmale
Rein äußerlich ist der Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern bei Delfinen
kaum zu erkennen. Durch die stromlinienförmige Körperentwicklung haben sich auch
die Geschlechtsteile der Delfine angepasst. Der Penis des Männchens ist im nicht
erigierten Zustand in einer Hautfalte versteckt, hinter dem sogenannten Genitalschlitz.
Auch bei den Weibchen ist ein solcher Genitalschlitz gegeben. Am Abstand zwischen
dem Genitalschlitz und dem After, der bei den Männchen größer ausfällt als bei
den Weibchen, kann man den Unterschied zwischen den Geschlechtern jedoch gut
bestimmten. Zudem kann man bei den Weibchen die Milchdrüsen erkennen, die in
kleinen Schlitzen neben dem Genitalschlitz liegen.
Der Große Tümmler ist eine der am weitesten verbreiteten Delfinarten, der in den
tropischen und gemäßigt kalten Gewässern aller Weltmeere vorkommt, sowohl im
Pazifik als auch im Atlantik und im Indischen Ozean, ebenso wie im Mittelmeer
oder im Schwarzen Meer. Lediglich die sehr kalten Gewässer der Nord- und Südhalbkugel
der Erde meidet der Große Tümmler. In seinem riesigen Verbreitungsgebiet werden
zwei Populationen unterschieden: zum einen eine Hochseeform, die ausschließlich
in den tiefen Gewässern der offenen See vorkommt, und zum anderen eine Küstenform,
die an flachen, zumeist nur wenige Meter tiefen Küstensäumen sowie in Buchten,
Lagunen und Flussmündungen lebt. Während die Hochseeform häufig in Gruppengrößen
von mehreren hundert Tieren anzutreffen ist, lebt die Küstenform zumeist in
kleineren Gruppen von wenigen Individuen bis hin zu selten mehr als 20 Tieren.
Es ist die Küstenform des Großen Tümmlers, die aufgrund ihrer von der Natur her
vorgegebenen kleinen Gruppengröße und der natürlichen Anpassung an flache Gewässer
bevorzugt in den Delfinarien der Welt gehalten wird.
Wie alle Meeresbewohner leiden auch die Großen Tümmler an der weltweiten Meeresverschmutzung.
Ölkatastrophen, Schwermetallvergiftungen sowie den riesigen Unmengen an Umweltmüll
fallen alljährlichen unzählige Delfine zum Opfer. Zudem sterben jedes Jahr hunderttausende
Delfine in den Schlepp- und Treibnetzen der modernen Fischerei, in denen die Delfine
als unerwünschter Beifang verenden. Darüber hinaus werden Große Tümmler in einigen
Regionen der Welt, wie z.B. im japanischen Taiji, auch heute noch vom Menschen bejagt.
So werden in Taiji Jahr für Jahr tausende Delfine in eine Bucht getrieben und dort
getötet. Das Fleisch der Delfine landet auf dem örtlichen Markt bzw. in den Geschäften.
Einzelne Delfine dieser Treibjagd bleiben jedoch verschont, werden lebend gefangen
und an dubiose Delfinshows zumeist in Touristenhochburgen verkauft. Alle anerkannten
Delfinarien der Welt, die in Verbänden organisiert und aufgrund Ihrer heutigen
Zuchterfolge bereits seit zig Jahren auf keine Wildfänge mehr angewiesen sind,
verurteilen diese Delfinschlachtungen und Fangaktionen aufs Schärfste und distanzieren
sich grundsätzlich von diesen rein kommerziell betriebenen Delfinshows, die mit
modernen, zumeist wissenschaftlich geleiteten Delfinarien nichts gemein haben.
Trotz all dieser negativen Einwirkungen durch den Menschen gilt der Große Tümmler
mit einem Weltbestand von mehreren hunderttausend Tieren in seinem gewaltigen
Verbreitungsgebiet vorläufig noch nicht als gefährdet.